Autor Thema: Eine Story  (Gelesen 52873 mal)

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Latz-Rocky

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Re: Eine Story
« Antwort #15 am: Januar 01, 2015, 01:57:14 Nachmittag »
mimdu - 14.03.2009 23:13

Plötzlich hörte ich Geräusche. Die Tür ging auf: Papa! Ach ja,
der war ja auch noch da. "Nanu, wie siehst du denn aus?" Ich guckte
ihn an: "Nicht gut?... hmmm". - "Wohin willst du denn noch?" fragte er.
Ich druckste rum. "Naja", stammelte ich. "heut ist wieder Disko im
Jugendzentrum." - "Bist du denn nicht noch krank?" fragte Papa.
Ich antwortete: "Du, Papa, hab schon seit zwei Tagen kein Fieber mehr.
Mir gehts richtig gut. Würd so gern mal raus hier und frische Luft
und was anderes sehen. Außerdem hab ich mich die ganze Woche drauf
gefreut. Darf ich?" Papa überlegte. "Was sagt Mama denn?"
Mist! Ich senkte den Kopf. "Sie will, daß ich hierbleibe." gab ich
leise zu. "Tja, dann kann ich es dir ja wohl schlecht erlauben."
Ich wußte, daß er das sagen würde. Er fügte hinzu: "Ich wollte dir eben
nur sagen, daß ich gleich zum Nachbarn rübergeh. Wenn was ist, weißt
du ja wo ich bin." Ich nickte und er ging wieder. In der Tür drehte er
sich aber nochmal um und ermahnte mich: "Aber nicht, daß du heimlich
doch in die Disko gehst, verstanden?" - "Ja, Papa", sagte ich.
"Ich warne Dich! Solltest du nachher weg sein, holst du morgen früh um 8 Uhr
ne große Tüte Brötchen für uns alle von deinem Taschengeld!
Hast du mich verstanden?" fragte mein Vater eindringlich mit ernster Miene.
Ich sah ihn an. Hatte er nicht eben etwas gezwinkert?
Ich war mir nicht sicher, sagte aber: "Ja, Papa!"

Nach kurzer Zeit hörte ich die Wohnungstür. Weil meine Schwester ja
schon unterwegs war, konnte das nur mein Papa gewesen sein. Nun war
ich allein. Ich schaute in den Spiegel. Sollte ich wirklich so gehen?
Ich überlegte... So rennt keine rum! Aber ich nehm noch ne
Sweatjacke mit, am besten eine ohne Kapuze....
Die alte Regenjacke als Bluse und die Reißverschlußlatzi.... *kicher*
Ja, DAS war's! Nun noch die Haare etwas zurecht gemacht und etwas Schminke...
was hat Big-Sister denn da so...? Dann ihre Regenjacke an und los...

Die Disko war schon in vollem Gang. Gute Mukke und viele Jungs...
Ja, das war genau das richtige für mich... hoffentlich war Maurice
auch da. Nach kurzer Zeit sah ich Frauke in meiner Kunstlederlatzhose.
Sie paßte ihr total gut. Hatte immer gedacht, sie wär ihr zu klein...
Frauke sah ziemlich irre aus damit. Die Jungs schauten ihr nach... Mist!
Sie hatte mich noch nicht bemerkt. Ich beobachtete sie ne Weile,
bis ich irgendwann merkte, daß auch ich interessiert angeschaut wurde...
Aber wo war Maurice?
Viele Grüße,
Latz-Rocky

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Re: Eine Story
« Antwort #16 am: Januar 01, 2015, 01:59:02 Nachmittag »
Latz-Rocky - 14.03.2009 23:50

Ich hatte also Schwesterchen's Adidas - Jacke an der Garderobe aufgehängt, meine neue Kapuzen-Sweatjacke allerdings noch angelassen und war mitten rein ins Getümmel. Erst da wurde mir so richtig bewußt, dass ich zum ersten Mal überhaupt was über meiner Latzi an hatte und irgendwie kribbelte es in mir. Ich wußte ja schließlich was ich an hatte, aber die anderen? Und es reizte mich, in dem mir passenden Augenblick einfach meinen Reißverschluss aufzumachen und dann je nach Lust und Laune die Sweat-Jacke auszuziehen oder einfach offen an zu lassen.

Und ich sah, dass Frauke wohl ähnliches vor hatte - denn auch sie hatte ein Sweatshirt über meiner Leder-Latzi an - und ja, es war meine, ich erkannte sie sofort.

"Siehst scharf aus in meiner Leder-Latzi", sagte ich in einem ruhigen Moment zu ihr. "Ja", sagte sie. "Musste aber leider den Pulli drüberziehen, für unten drunter passte nur 'nen T-Shirt. Aber so kann ich wenn's mir zu warm wird, später den Pulli problemlos ausziehen!" Sie dachte also genauso wie ich, obwohl ich sonst überhaupt keine Probleme damit hatte, den Latz nicht zu verstecken. " Du heute mal nicht in Latzi?" wollte Frauke neugierig wissen. "Die neue Sweat-Jacke steht Dir übrigens prima!" Ich schwieg - wenn sie nur wüsste.

Dann entdeckten wir Maurice - mit seinen schulterlangen Haaren sah er wieder total süß aus. In der Schule sass er seit ein paar Wochen genau eine Reihe hinter mir und in den Pausen sah er mich in letzter Zeit immer so verlegen an. Ich hatte das Gefühl, als traute er sich nicht, mich anzusprechen. Maurice sah uns - und es kam mir so vor, als hätte er mir kurz zugeblinzelt.

Ob er wohl mit mir tanzen wird?
Viele Grüße,
Latz-Rocky

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Re: Eine Story
« Antwort #17 am: Januar 01, 2015, 02:00:04 Nachmittag »
mimdu - 20.03.2009 23:19

Plötzlich bemerkte ich, daß mich Frauke forschend anschaute. "Was guckst du?"
fragte ich sie. "Och nichts.", sagte sie. "Ich geh mal tanzen. Kommste mit?"
Ich wollte noch nicht. Vielleicht kommt Maurice ja rüber, dachte ich.
Frauke ging und ich überlegte, wie ich es anstellen soll, wurde aber
unterbrochen. Ne andere Freundin sprach mich an. Wir quatschten etwas
bis sie auch zur Tanzfläche ging. Ich suchte Maurice. Wo war er?
Er war weg! Och nein...! Ich ließ mein Blick schweifen und dann
traf mich doch der Schlag. Frauke hatte ihren Pulli ausgezogen,
sie sah richtig klasse aus in meiner Kunstlederlatzhose! Sie sitzte perfekt.
Die Jungs schauten ihr nach, aber sie war grad dabei, Maurice abzuschleppen.
Hey, das ist mein Maurice! dachte ich. Und jetzt?
Sie tanzten. Oh, Maurice kann ja überhaupt gar nicht tanzen... *kicher*
Frauke guckte kurz verstolen zu mir rüber. Diese blöde Nuss! Leiht sich erst
meine Top-Hose, um mir damit meinen Maurice wegzunehmen. Na warte!!!

Jetzt war die Stunde meines Auftritts gekommen! Ich zog meine Sweatjacke aus
und ging mit meiner leicht glänzenden roten Regenjackenbluse
und meiner Reißverschlußlatzhose drüber zur Tanzfläche zu. Ich merkte,
wie manche Mädels kicherten, aber die Jungs kriegten ganz große Augen.
Und darauf kam es schließlich an! Dann legte ich los mit tanzen.
Maurice tanzte immernoch mit Frauke. Und damit er mich auch ja bemerkt
(hatte er längst), rempelte ich ihn dabei leicht an, tanzte aber weiter.
Ich behielt ihn im Auge. Ich merkte, daß er sich immer mehr für mich
interessierte und nicht mehr so für Frauke. Frauke hatte mitbekommen,
was ablief. Ich dachte, sie wär sauer - war sie aber gar nicht,
sie grinste. Kurze Zeit später war Maurice bei mir und tanzte bei mir!
Er lächelte mich an... oh, dieses Lächeln! Mir wurden fast die Beine weich.
Ich schaute kurz zu Frauke rüber. Sie war an der Bar und schaute uns
lächelnd zu. Wie sich später rausstellte, wollte sie mich provozieren,
damit ich aktiv werd ... mit Erfolg... Nun tanzte dieser süße Maurice mit mir
und strahlte mich an! Ooooh, war das schöööön! ...
Viele Grüße,
Latz-Rocky

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Re: Eine Story
« Antwort #18 am: Januar 01, 2015, 02:00:40 Nachmittag »
Latz-Rocky - 24.03.2009

“Und süss siehst Du heute wieder aus!” flüsterte er mir ins Ohr. „Wo hast Du bloss immer diese total abgefahrenen Klamotten her?“ wollte er wissen. „Die Kombination mit der Reißverschlusslatzi und Deiner alten Regenjacke sieht ja irre gut aus. Sowas würde Mama mir nie erlauben!“ sagte er und ich merkte, wie traurig er dabei war. Und Frauke sieht auch total klasse aus – habt Ihr jetzt beide ‘ne Lederlatzi?“

„Nein!“ beruhigte ich Maurice. „Sie hat sich meine nur ausgeliehen – sie hat halt solange gebettelt, bis ich endlich nachgegeben habe. Aber nochmal mache ich das auch nicht. Heute Abend bekomme ich sie wieder und dann werde ich sie nie wieder verleihen!“

„Och, schade, dass Du sie nicht mehr verleihst“, sagte Maurice verlegen, als hätte er drauf spekuliert, dass ich sie ihm als nächstes angeboten hätte. Nein, ich mochte meinen Maurice genau so, wie er nun vor mir stand und mit mir tanzte: Die schulterlangen Haare, die klassische, blaue five-pocket-Jeans, ein schlichtes, rotes Sweat-Shirt, beides nicht zu klein und nicht zu groß und dazu passend schwarze Turnschuhe mit weißen Streifen. Der Junge hat Geschmack was Klamotten angeht, obwohl er sicher in einer Latzi ähnlich gut aussehen würde.

Ein Gong läutete die letzte Runde Musik ein, noch eine Viertelstunde, dann wird auch dieser Diskoabend passé sein. Frauke hatte inzwischen ihren Pullover wieder drüber angezogen und hatte es sich an der Bar gemütlich gemacht. Maurice und ich tanzten noch bis zum Schluß und waren uns beide einig darüber, dass wir uns in der nächsten Woche mal nachmittags treffen wollten. Dann zog auch ich meine Sweat-Jacke wieder an und wir gingen zusammen zu Frauke, die an der Bar auf uns wartete.

Es war nun Zeit zu gehen und Abschied zu nehmen von Maurice. Wir zogen unsere Jacken an und gingen langsam nach draußen, wo es immer noch regnete. Ganz verlegen gab er mir einen Kuss auf die Wange und sagte „Tschüss bis Montag in der Schule!“ Ich freute mich und mir war jetzt schon klar, was ich am Montag anziehen würde.

Ich ging noch kurz mit zu Frauke, sie zog meine Jacke und die Kunstleder-Latzhose aus und sich einen alten grau-gelben Jogginganzug an. „Vielen Dank für’s Ausleihen“, sagte sie und drücke mir die Sachen wieder in die Hand. „Hat’s Dir denn nicht gefallen?“ fragte ich Frauke. „Doch schon!“ erwiederte sie, „war irgendwie schon ‘nen komisches Gefühl nach all der Zeit mal wieder ‘ne Latzhose zu tragen und dann noch eine aus Kunstleder. Aber ich glaub, auf Dauer wär das nix für mich...“

Ich nahm also die Klamotten wieder mit zu mir rüber und musste natürlich beim Nachhausekommen ausgerechnet Papa über den Weg laufen. Er grinste nur und ich wußte Bescheid – da war doch noch was. Ich machte mich fertig für’s Bett und war ganz aufgeregt, was die wohl morgen in der Bäckerei sagen würden, wenn ich dort in meiner Leder-Latzi erscheine. Ich wußte damit zu provozieren und war total schaf darauf, wie die Leute wohl reagieren würden...
Viele Grüße,
Latz-Rocky

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Re: Eine Story
« Antwort #19 am: Januar 01, 2015, 02:01:24 Nachmittag »
mimdu - 29.03.2009 19:57

Ich konnte lange nicht einschlafen wegen lauter Glück. Irgendwann
schlief ich aber doch ein. Dann plötzlich wurde ich unsanft von lauter
Popmusik aus dem Schlaf gerissen. Der Radiowecker! Och nein... ich hab
so gut geschlafen! Nun muß ich auch noch Brötchen holen! Ich quälte
mich aus dem Bett. Als ich mich frisch gemacht hatte, war die
Müdigkeit weg. Ich zog den dicken Norwegerpulli und die Lederlatzhose
an und ging los. Gut, daß es draußen nicht zu kalt war und Mama noch im
Badezimmer war....

Als ich bei Bäcker wartete, bemerkte ich wie mich einige verstolen
ankuckten. "Ja, schaut nur - so ne tolle Hose habt IHR nicht!" dachte ich.
Dann endlich war ich dran. Die Verkäuferin kuckte auch im ersten
Moment auf meine Hose, fragte dann aber höflich, was ich möchte. Als
ich bezahlt hatte, sagte ein Mädchen neben mir: "Tolle Hose! Sag mal,
wo hast du die denn her?" Ich schaute sie an und sagte, daß ich sie
vom Flohmarkt habe. Sie schien enttäuscht zu sein. Ich glaub sie hätt
sich auch gern so eine gekauft. Wir verabschiedeten uns und ich ging
mit meinen Brötchen nach Hause.

Beim Frühstück fragte meine Mama: "So, und du warst also gestern doch
in Disko?" - Ich druckste rum. "Ja, ich war da." Mama sah mich
vorwurfsvoll an und sagte, daß sie es nicht gut findet, daß ich nicht
gehorcht hab. "Aber da du ja nun so fit bist, kannst du mir heute
vormittag in der Küche und beim Kuchenbacken helfen. Heute nachmittag
kommen Oma und Opa." Oma und Opa? Was die wohl zu meiner Latzhose sagen?
Mama in der Küche zu helfen das paßte mir gar nicht, aber protestieren half
nichts. Außerdem war meine Laune viel zu gut. Meine Schwester merkte das
und schaute immer wieder neugierig mich an, ich zwinkerte zu ihr.
Damit hatte ich sie erst richtig neugierig gemacht. Sie holte mich
nach dem Frühstück in ihren Zimmer. "Sandra, was ist los mit dir?
Du siehst so glücklich aus!" Ich strahlte sie wortlos an. Sie fragte:
"Du hast doch nicht etwa ...?" Ich strahlte noch mehr und nickte.
"Wie heißt er... los, erzähl schon!" fragte sie begeistert.
"Maurice!" und dann erzählte ich, was ich gestern erlebt hab.
Sie freute sich und erzählte mir dann, daß sie gestern auch wieder in
Disko war - in der großen und mit Latzhose - und ihren Lover auch
wiedergetroffen hat. "Wissen Mama und Papa eigentlich?" fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf. "Keine Sorge, von mir erfahren sie nichts."
versprach ich. "Ich weiß! Ich verrat auch nichts!" sagte meine Schwester.
"Sandraaaa!", hörte ich aus der Küche. Ich verdrehte die Augen.
"Na, geh schon!", meinte meine Schwester lächelnd. Und so ging ich
in die Küche Mama zum Backen helfen...
Viele Grüße,
Latz-Rocky

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Re: Eine Story
« Antwort #20 am: Januar 01, 2015, 02:02:00 Nachmittag »
Latz-Rocky - 31.03.2009

Es sollte leckeren Nusskuchen geben den Mama und ich – wie immer – frisch zubereiteten. Und als Mama den Kuchen in den Backofen schob, sah ich mal wieder richtig eingesaut aus. Zum Glück hatte ich ja meine Kunstleder-Latzhose an, da war es nicht so schlimm, dass ich aussah, wie von einer Mehlwolke eingehüllt. Außerdem kann man so schön seine dreckigen Finger an der Hose abputzen, macht ja bei Kunstleder nicht wirklich was. Ne normale Jeans wäre jetzt reif für die Waschmaschine, so brauchte Mama mir die entsprechenden Stellen nur mit einem feuchten Lappen wieder abzuwischen.

„Hast Dich ja mal wieder prima eingesaut. Gut, dass ich die so einfach abwischen kann. Ist ja echt praktisch, das Teil. Du musst Dich übrigens gleich noch umziehen!“, meinte Mama zu mir. „Du ziehst bitte die pinkfarbene Schlaghose von Oma an, die müsste ja noch prima passen. Ok?“ Autsch, nun hatte ich ein echtes Problem. Wie sollte ich es Mama beibringen und hoffentlich stellt Oma keine blöden Fragen. Schließlich hatte ich das Ding nie gemocht und letztens bei der Altkleidersammlung mit entsorgt, obwohl sie sicherlich noch gepasst hätte.

„Das wird schwierig...“ meinte ich etwas bedrückt. „Die hab ich nicht mehr, die ist letztens im Altkleidersack gelandet – Du weißt doch, dass ich die nicht leiden mochte. Pink war früher mal in – ist aber noch nie meine Farbe gewesen und dann noch ‘ne Schlaghose. Konnte ich doch noch nie leiden. Darf ich nicht meine Leder-Latzi anlassen? Bin gespannt, was Oma dazu sagt!“

„Sag‘ mal hast Du sie nicht mehr alle?“ schimpfte Mama, und ich spürte, dass sie richtig sauer war. „Die kannst Du doch nicht einfach mit wegschmeißen, hättest doch wenigstens was sagen können. Beim nächsten mal müssen wir dann wohl doch wieder gemeinsam aussortieren.“ „Das hätte auch nichts geändert – ich hab‘ mir das Teil weder gewünscht noch jemals behauptet, dass ich Pink mag. Und Oma muss auch mal lernen, dass ich kein kleines Kind mehr bin, was das anzieht, was man mir rauslegt. Ich hab‘ halt meinen eigenen Geschmack, und zur Zeit mag ich halt am liebsten Latzhosen. Die können auch ruhig gebraucht sein, nicht schlimm. Wenn Oma also fragen sollte, was ich mir zu Weihnachten wünsche...“

„Ja nee, ist klar! Damit Du die Sachen dann in den Sack stopfst, weil Dir was nicht gefällt. Das kannste ja wohl vergessen. Oma mag keine Latzhosen und Lederhosen erst recht nicht. Ich durfte jedenfalls in Deinem Alter keine mehr tragen, obwohl ich die damals auch toll fand. Was meinst Du, warum Du sie heute noch anziehen darfst – obwohl ich Deine alten Dinger auch am liebsten in den Sack stopfen würde. Das weißt Du ja sicher – ist ja nichts neues. Aber wie Du meinst – von mir aus lass sie an, Oma wird schon was passendes sagen!“, sagte Mama und nahm einen feuchen Lappen und wischte mir die schmuddeligen Stellen ab. „Die ist ja doch schon reichlich vermackt inzwischen.“ grinste Mama und zeigte auf ein paar abgenutzt Stellen. „Danke Mama“, sagte ich. „Die paar Macken und Kratzer stören mich überhaupt nicht. Die ist ja auch schon alt und ich zieh sie immer noch total oft und gerne an. Da werden im Laufe der Zeit auch noch welche dazu kommen. Und solange sie noch passt, werde ich sie auch noch anziehen!“

Nächsten Winter wird sie ja wohl noch passen. Sie wird dann am Bauch endlich richtig knackig eng sitzen – mir war sie jetzt immer noch deutlich zu weit. Und dann brauch ich sie auch endlich nicht mehr umkrempeln, hoffte ich. Ich war gespannt, was Oma wohl zu meiner Kunstleder-Latzhose sagen würde. Schließlich hatte sie die ja noch nicht gesehen...
Viele Grüße,
Latz-Rocky

Latz-Rocky

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Re: Eine Story
« Antwort #21 am: Januar 01, 2015, 02:03:08 Nachmittag »
mimdu - 10.04.2009 10:10

Also behielt ich die Kunstlederlatzhose an. Als Oma und Opa kamen und
mich sahen, warf Oma zu Mama einen vorwurfvollen Blick. Aber sie sagte
nichts. Die beiden freuten sich, uns wiederzusehen. Zu Kaffee und Tee
wurde unser Nußkuchen angeboten. Der sah super aus. Das fanden auch
Oma und Opa. Als wir schon alle saßen, fiel auf, daß wir Süßstoff
vergessen hatten. "Sandra, geh doch bitte mal schnell, das Süßstoff
holen.", bat mich Mama. Die Kleinste natürlich - wer sonst. So stand
ich auf und holte es.

Als ich wiederkam schaute mich Oma prüfend von oben nach unten an.
"Wie siehst du denn eigentlich aus? Kannst du nicht was vernünftiges
anziehen?" Ich schwieg, denn ich wußte nicht, was ich sagen sollte.
Oma wandte sich zu Mama: "Und ich war immer so froh, daß du deinen
Töchtern immer was hübsches angezogen hast. Nicht so wie deine Schwester,
die damals ihre Kleine in diese ekelhaften Hosen gesteckt hat aus ...
wie hieß das Zeug noch... na irgendsoein Kunstleder." Mama fragte:
"Ach, du meinst die roten und blauen und grünen Latzhosen
mit dem Reißverschluß vorne?" - "Ja, genau die. Die Kleine lief bald
jeden Tag in diesen ollen Dingern rum... Wie oft habe ich deiner
Schwester gesagt, sie soll diese Lappen bloß in den Müll stopfen und
der Kleinen was Vernünftiges anziehen! Es gibt so schöne Kinderkleidung!"
Mama antwortete: "Ich fand die Hosen zwar auch ziemlich häßlich, aber ich
habe ja gesehen, wie praktisch sie sind. Ihre Tochter konnte sich einsauen
ohne Ende. Ein Wisch und sauber. Ich hatte immer einen Riesen-Wäscheberg!"
Nun schaltete sich überraschend meine Schwester ein: "Und warum hast du
uns dann keine gekauft? Ich hätte die gern gehabt!" Oma fielen fast die Augen
aus dem Kopf: "Duuu????" Meine Schwester wurde rot. Mama sagte verwundert:
"Aber Du hattest doch eine! Außerdem gab es die Hosen nicht mehr.
Keine Ahnung, wo deine Tante die herhatte." Bevor meine Schwester was
sagen konnte, sagte Oma wieder was: "Na zum Glück! Und was Sandra anbelangt,
sie ist jetzt kein kleines Kind mehr und saut sich nicht mehr ein.
Also braucht sie auch nicht in Kunstlederhose rumlaufen."
Ich wechselte mit Mama Blicke... jaja, die Backaktion vom Morgen.
Mama antwortete: "Meine Kinder dürfen anziehen, was ihnen gefällt.
Sie sind alt genug." Ich war platt! Mama stellt sich hinter uns.
Oma gab zurück: "Aber wie sieht das denn aus? Die Hose ist ja
schon abgenutzt und sieht ziemlich schäbig aus! Heute ist schließlich
Sonntag! Und sonntags zieht man seine guten Sonntagskleider an!
Was sollen denn die Leute denken? Sandra bringt noch Schande über die ganze
Familie!" Mama sah mich mich vorwurfsvoll an, doch bevor sie was sagen konnte,
sprach Opa: "Ach, komm laß doch! Das ist heutzutage nicht mehr so
wie zu unserer Zeit. Man hat heute andere Statussymbole."
Oma antwortete scharf: "Es macht auch heute keinen guten Eindruck,
wenn die Kinder schäbig rumlaufen! Das fällt alles auf uns zurück!"
Opa antwortete ruhig: "Wir sind doch unter uns. Und ich besuche
lieber eine fröhliche Sandra und nicht eine Sandra, die sich unwohl fühlt,
weil sie Sachen tragen muß, die sie nicht mag." Oma war sauer und gab zurück:
"Sag du bloß, dir gefällt Sandras Aufzug!" Opa lächelte spitzbübisch und meine:
"Och, joaa, ich finde, die Hose steht ihr ganz gut." Oma war empört
und rang nach Worten, hielt dann aber inne und schüttelte dann nur
noch den Kopf. Ich glaub, Opa wollte das. Ich jubelte Opa innerlich zu.
Ich hätte ihn umarmen können, sah ihn aber nur an. Er zwinkerte zu mir
und meinte: "Euer Kuchen ist übrigens ganz ausgezeichnet! Probier den mal!"
Oma sagte gar nichts mehr sondern nahm einen Süßstoff. Damit war das Thema
Klamotten beendet und auf die rosa Schlaghose kamen wir auch nicht
mehr zu sprechen. Zum Glück!

Nach dem Abendbrot fuhren Oma und Opa wieder nach Hause und ich hatte
wieder Zeit, von meinem lieben Maurice zu träumen. Ach Maurice....
Was wird wohl morgen in der Schule sein... mein Bauch kribbelte ganz seltsam...
so aufgeregt war ich schon lange nicht mehr....

__
hmmm... ist das realistisch? Ich hoff das. Und daß alles richtig ist.
War wieder ne Gemeinschaftsarbeit. Besonders bei was Oma und Opa denken und
was sie sagen kommt hauptsächlich von ner lieben Freundin. Lieben Dank Dir!
Hätt das nicht hingekriegt so allein.
Viele Grüße,
Latz-Rocky

Latz-Rocky

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Re: Eine Story
« Antwort #22 am: Januar 01, 2015, 02:06:49 Nachmittag »
Latz-Rocky 14.04.2009 23:17

Am anderen Morgen wurde ich wie immer durch den Radiowecker wach. Der Regen prasselte deutlich hörbar am Fenster. Ich kuschelte mich noch mal kurz in meine Decke ein, als ich laut und deutlich Mama’s Stimme vernahm: „Aufstehn!“ Ich machte mich auf ins Bad um mich frisch zu machen und überlegte kurz, was ich wohl am besten zur Schule anziehen soll. Irgendwie hatte Oma gestern ja recht, meine Kunstleder-Latzhose passte zwar noch mehr als reichlich, sah aber inzwischen doch schon ziemlich abgenutzt aus. Und wenn ich ehrlich bin, eigentlich auch nur noch was für zu Hause. Aber trotzdem mein absolutes Lieblingsteil, gerade wenn es draußen regnet. Da wird man wenigstens nicht nass.

Also zog ich mich an, meinen Elch-Pulli und darüber meine dunkelbraune Kunstleder-Latzhose und ging in die Küche zum frühstücken. Papa war schon los zur Arbeit, meine Schwester immer noch im Badezimmer und Mama saß bei einer Tasse Kaffee, las in der Zeitung, die sie plötzlich zur Seite legte und sagte: „Sag mal, muss das sein?“ „Was denn?“ fragte ich neugierig. „Na tu mal bloß nicht so. Willst Du wirklich das olle Mörchen noch zur Schule anziehen? Die Jacke passt doch auch prima zur Jeans, da reichts doch, wenn Du die schäbige Hose zu Hause anziehst. Oma hat schon recht, ich sollte das Ding wohl doch besser im Müll verschwinden lassen! Kannst von Glück reden, dass sie Dir noch so gut passt, sonst hätte ich sie schon längst mit weggeschmissen!“

Ich war den Tränen nahe, konnte sie gerade noch runterschlucken als meine Schwester in der Küche erschien und meinte „Du willst doch wohl nicht so zur Schule gehen, oder doch? Was ist an dem Teil eigentlich so cool, dass Du die immer so gerne anziehst?“ wollte sie wissen. Ich hatte zwar absolut keinen Bock mich zu rechtfertigen und meinte nur: „Die ist einfach total bequem – und bei dem Schmuddelwetter draußen werde ich nicht nass. Außerdem mag ich dieses Kunstleder, das ist so schön weich und anschmiegsam. Und Mama, bitte nicht wegzuschmeißen – gestern hast Du noch gesagt, wir dürfen das anziehen, was wir wollen!“

„Darfste ja auch!“ versuchte Mama mich zu beruhigen, „meinste Du wirklich, Sandra, ich könnte Dir sowas antun?“ „Und warum hast Du’s mir dann angetan?“ fragte meine Schwester ärgerlich. „Damals, als Du meine rote vor meinen Augen in die Tonne geworfen hast und ich mit ansehen musste, wie kurze Zeit später die Tonnen geleert wurden. Wie sie sich zwischen Tonne und Deckel festgeklemmt hatte und der Müllmann zweimal kräftig drann reißen musste, ehe er sie ohne sie eines Blickes zu würdigen in den Müllwagen hinterher warf, wo sie dann langsam drin verschwand? Ich hätte heulen können – aber dann hätte ich ja... Ach lassen wir das. Nächte lang hatte ich Alpträume und das einzige, was Du, Mama damals meintest, war stell Dich nicht so an – Du bist doch kein Baby mehr. Jahrelang habe ich keine Latzhosen mehr anziehen mögen, aus Angst, dass sie irgendwann wieder im Müll landen. Meinst Du etwa, Sandra, für mich ist das leicht, Dich jetzt so rumlaufen zu sehen?“

Mama war sprachlos. Vor Schreck ließ ich mein Nutella-Brötchen fallen, und es landete natürlich mit der Schokoladenseite auf meiner Hose. Mama gab‘ mir ‘nen feuchten Lappen und meinte „Gut, dass Du keine Jeans an hast, sonst hätte ich gleich wieder waschen dürfen!“ lächelte sie versönlich. Zu meiner Schwester sagte sie nichts. Sie - zuvor noch den Tränen nahe – grinste wieder und meinte, „komm Sandra – wir beide halten zusammen!“ Da fiel mir auf, dass sie nur ihren Sport-Shorts an hatte.

„Willst Du etwa so gehen?“ meinte ich. „Weißt Du was“, sagte sie. „Ich zieh heute auch mal wieder meine Cord-Latzi zur Schule an und darüber meinen Ski-Anorak, den zieh ich bei dem Wetter noch am liebsten an!“ während sie genüßlich in ihr Brötchen biss und einen Schluck Kaffee trank. Nee, Kaffee ist noch nix für mich, dachte ich und trank meine Tasse Kakao aus. Die Stimmung war auch wieder deutlich besser. „Macht Euch mal keine Sorgen wegen Eurer Klamotten“ sagte Mama. „Ich geb schon nichts mehr ohne Euer Wissen weg! So, und nun mal langsam los, Ihr beiden, sonst verpasst Ihr noch Euren Bus!“
Viele Grüße,
Latz-Rocky

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Re: Eine Story
« Antwort #23 am: Januar 01, 2015, 02:07:33 Nachmittag »
mimdu - 22.04.2009 23:09

In Schule hab ich wenig verstanden. Ich war ja krank gewesen und dann saß der süße Maurice auch noch hinter mir. In der Pause erzählte ich ihm, daß ich vieles nicht weiß. Er fragte, ob er mir helfen soll. Mein Herz klopfte. Ich strahlte: "Oh ja!" Er wollte um drei kommen. Super!

Bei Essen dachte ich nur an Maurice. In meinem Bauch kribbelte es. Danach räumte ich auf und machte Hausaufgaben, war aber ganz aufgeregt. Um drei endlich kam mein Maurice. Mama sagte: "Das ist aber nett von dir, daß du Sandra helfen willst!" Wir gingen in mein Zimmer. Da war er - mit seinem coolen Haarschnitt, seiner Five-Pocket-Jeans und diesen wunderschönen Augen. "Schön hast dus hier" sagte er. Ich lächelte. Er packte seine Sachen aus und wir begannen mit Mathe. Mit Maurice Mathe - Ooooh, war das schön!!!

Irgendwann kam meine Schwester rein. "Oh, verzeih bitte. Wußte nicht, daß du Besuch hast!" Ich sagte: "Das ist Maurice!" - "Oh, Hallo Maurice. Ich bin die große Schwester von Sandra. Nett dich kennenzulernen!" Maurice lächelte und sagte: "Ich helf Sandra weil sie krank war." Sie warf mir einen kurzen Blick zu "Dann will ich euch nicht weiter stören. Viel Spaß noch Ihr beiden." sagte sie grinsend und verschwand. Maurice schaute mich strahlend an und sagte: "Ihr seid ja eine echte Latzhosen-Familie!" Ich kuckte ihn fragend an. Er antwortete: "Du mit deinen beiden tollen Latzhosen und deine Schwester hat auch eine Latzhose an. Ich hatte früher auch welche, aber jetzt schon lange nicht mehr." Ich sagte: "Ach, du gefällst mir auch so.". Nun lächelte Maurice wieder dieses hinreißende Lächeln... oh, war ich verliebt!!!

Wir machten weiter. Irgendwann kam Mama und brachte Saft. Oh ja, ne Pause. Das war gut. Bald schon waren wir in andere Gespräche vertieft und vergaßen ganz mit weitermachen. Draußen wars schon dunkel, da meinte Maurice, er müsse bald mal nach Hause, aber ich kann ja irgendwann in der Woche nochmal zu ihm kommen, dann machen wir weiter. Großartig!

Als er weg war, ging ich zu meiner Schwester. Sie freute sich: "War das DER Maurice?" Ich nickte grinsend. "Der sieht ja süß aus. Oh, Sandra, man sieht, daß du verschossen bist in ihn." - "Wirklich?" - "Naja, wenn mans weiß..." -  - Dann fragte ich, was sie vorhin wollte. Sie sagte, ob ich schon ein Weihnachtsgeschenk für Papa wüßte. Ich sagte nein. Bei Mama war es leicht, aber bei Papa? Keine Idee. Aber sie hatte eine: "Papa werkelt ja gern. Er hat ja auch die Kreissäge und so. Findest du nicht, daß er zum Arbeiten nicht gut ne Latzhose tragen könnte?" Ich lachte und erzählte von Maurice und der Bemerkung von ihm. "Ja, genau!" sagte meine Schwester, "Wir sind eine Latzhosenfamilie und deswegen braucht Papa eine Arbeitslatzhose!" - "Und Mama eine Arbeitslatzschürze" fügte ich hinzu. "Aus Kunstleder" ergänzte meine Schwester lachend. "Das wird Mama aber gar nicht gefallen!" sagte ich. "Und was wird Oma denken!" sagte meine Schwester. Wir kicherten. Nur... ja... Latzhose für Papa. Woher? Wir grübelten.

Dann sagte meine Schwester: "Hast du nicht erzählt, daß es bei dem Altkleiderwerk einen Second-Hand gibt?" Jetzt viel es mir wieder ein. Ob es sowas da gibt? Müßte es ja eigentlich, da ist ja alles. Oder ob ich Silvia fragen könnte? Ach ja, da war ja noch die Freundin von Silvia, die Latzhosen für die Ukraine sammelt. Ob sie mir eine Arbeitslatzhose für Papa abgibt? Meine Schwester fragte: "Wollen wir da nicht mal zusammen hinfahren?" Gute Idee fand ich. Sie sagte dann aber: "Mist, ich schreib Mittwoch Geschichte und Freitag Englisch und muß pauken! Freitag geht vielleicht, aber ich wollte Freitag auch was für dich suchen..." Ich überlegte. "Ich kann aber auch allein hin und mal kucken." sagte ich. Sie sagte: "Wenn du willst... Ich versuch mal die Größen rauszukriegen. Sag ich dir nachher und geb dir Geld und du kannst sehen, ob du was findest. Und wenn nicht, ziehen wir Freitag zusammen noch los." Gute Idee!

Dann entschuldigte sie sich nochmal, daß sie mich aufgezogen hatte am morgen und sagte: "ich meins nicht so, bin nur ein bißchen neidisch auf deine tolle Kunstlederlatzhose." Ich antwortete: "Okay, vergeben! Aber dafür mußt du mir unbedingt alles von deiner Kunstlederlatzhose früher erzählen! Ja?" Meine Schwester überlegte und sagte etwas verlegen: "hmmm... naja, gut. Aber ein anderes Mal, okay? Ich muß noch lernen jetzt. Erinner mich bei Gelegenheit dran, ja?" - naja, gut...

Später, bei Abendessen sagte Mama zu Papa: "Heute war ein Mitschüler von Sandra hier und hat ihr Nachhilfe gegeben weil sie krank war." Ich versuchte, nicht rot zu werden. "Sehr netter Junge. Maurice heißt er!" Meine Schwester und ich wechselten Blicke. Papa fragte: "Wart ihr erfolgreich?" Ich nickte: "Wir sind aber noch nicht ganz fertig." - "Dann müßt ihr Euch nochmal treffen" sagte Mama...

Abends im Bett überlegte ich, wann ich zu Silvias Second Hand Laden fahr. Morgen nachmittag oder übermorgen? Will ich Frauke mitnehmen oder doch lieber allein? Weiß nicht. Vielleicht sollte ich mal sehen, ob ich ne tolle Latzhose für meine Schwester find. Aus Kunstleder oder vielleicht aus echtem Leder, das wär voll cool. Die Größen von Papa und meiner Schwester hab ich. Aber wie teuer würde die für meine Schwester sein? Soviel Geld hab ich auch nicht... Dann schlief ich ein...
Viele Grüße,
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Re: Eine Story
« Antwort #24 am: Januar 01, 2015, 02:08:33 Nachmittag »
Sorry – wird diesmal wieder ein etwas längerer Teil, lag schon seit ein paar Wochen fertig in der Schublade, ich hoffe, es passt soweit alles. Viel Spaß beim Lesen!

Als ich am nächsten Tag aus der Schule kam, verkrümelte ich mich nach dem Mittagessen auf mein Zimmer und machte Hausaufgaben. Wir hatten nicht viel auf und ich übelegte, was ich mit dem Rest des freien Nachmittags anfangen sollte. Der Shop am Sortierbetieb hatte leider Samstags schon zu, als wir mit dem Abladen fertig waren. Ich hätte ihn gerne mal durchstöbert und mir die Latzhosen angeschaut, die Sylvia für ihre Stammkundin zurückgelegt hatte.

Für Papa zu Weihnachten wird’s da bestimmt nichts geben, dachte ich. Da werd ich wohl nochmal wo anders schauen müssen. Oder vielleicht doch? Meine Neugierde stieg und ich entschloss, da nochmal hinfahren zu wollen. Aber wann? Am besten jetzt – dachte ich, aber Mama fragen, ob sie mich da hin bringt, nein,das wollte ich auch nicht. Das wäre mir dann doch zu peinlich gewesen. Klamotten vom Flohmarkt sind ja ok, würde sie denken, aber aus der Altkleidersammlung? Mir war selber nicht klar, ob ich sowas anziehen würde – geschweige denn Papa.

Aber wenigstens mal hinfahren und schauen, das wollte ich schon. Aber wie dort hinkommen? Ich sah aus dem Fenster, es hatte mal wieder angefangen zu regnen. Da fiel mir ein, dass ich auf der Fahrt dorthin in unmittelbarer Nähe des Sortierbetriebs eine Bushaltestelle gesehen hatte. Ich kramte meine Fahrplan hervor und fand heraus, dass es eine direkte Busverbindung von zu Hause nach dort gibt.

Ich nahm meine Monatsfahrkarte und sagte zu Mama, „Tschüss, bis später. Ich bin draußen und zum Abendessen wieder da!“ „Ist gut!“ meinte sie. Sei aber bitte pünktlich. „Geht in Ordnung!“, rief ich. Sollte ich Frauke fragen, ob sie mitkommen wollte? Nee, dachte ich. Kannste nicht machen. Die erzählt das dann womöglich morgen in der Schule. Dann hätten die anderen mich zu Recht ausgelacht. „Sandra geht im Altkleiderladen shoppen!“ Das wäre mir dann erst recht zu peinlich gewesen.

An der Haltestelle schaute ich mich um, dass mich ja keiner sah. Der Bus kam pünktlich und eine halbe Stunde später war ich da. Ich machte die Tür zu Second-Hand-Shop an der Sortieranlage auf und ging rein in den Laden. Das erste was ich wahrnahm, was ein komischer Gerüch, so leicht müffelnd. Das zweite, der Laden war eine alte Fabrikhalle und riesengroß, größer als der Sortierbetrieb nebenan. Und warm war es dort, viel wärmer als draußend, wo kalt war und immer noch nieselte. Ich machte meinen Anorak auf und stöberte durch die Reihen.

Die hatten dort – wie im Kaufhaus aus – eine Erwachsenen- und eine Kinderabteilung. Echt professionell, aber äußerst schlicht gehalten. Eine komische Atmosphäre. Richtig wohl fühlte ich mich dort nicht. Was mir allerdings auch auffiel, der Laden war sehr gut besucht. Wie im normalen Kaufhaus halt. Ob die wohl alle wissen, dass die Sachen hier alle aus der Kleidersammlung stammen? Ich kannte bis dahin auch nur einen kleinen Second-Hand-Shop bei uns ein paar Straßen weiter, wo mehr oder weniger Sachen von privat an privat verkauft wurden. Aber da habe ich schon seit langem nichts gescheites mehr für mich gesehen.

Ich lief also weiter in die Kinderabteilung und wollte natürlich schauen, was dort an Latzhosen im Angebot war. Sylvia hatte mir ja erzählt, dass sie seit einiger Zeit wieder welche in den Shop geben, wo eine Stammkundin sie für ein Kinderheim in der Ukraine kauft.

„Hallo Sandra, was machst Du denn hier?“ hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme in der Kinderabteilung rufen. Ich drehte mich um und sagte „Hallo Sylvia – Du hier und nicht in der Sortieranlage?“ Neben ihr stand eine andere Frau, die ich nicht kannte. „Ja“, sagte sie. „Darf ich vorstellen: Das ist Anastasij  – meine Freundin. Sie ist in der Ukaine geboren, lebt aber schon seit mehr als 20 Jahren in Deutschland. Sie ist diejenige, die die Latzhosen für das Kinderheim kauft, wovon ich Dir am Samstag erzählt habe.“

„Und wer bist Du?“ fragte Anastasija. Ich war sprachlos und brachte kaum ein Wort raus. „Das ist Sandra – wir hatten übrigens gerade über Dich gesprochen. Sandra ist auch ein großer Latzhosen-Fan, wie man sieht!“

Anastasija lächelte mich an und sagte: „Das ist ja mal cool – ‘ne Latzhose aus Leder. Und gleich den passenden Anorak dazu. Sowas hab‘ ich ja noch nie gesehen. Das muss doch bestimmt höllisch teuer gewesen sein?“

„Nee“, sagte ich. „Ist doch nur Kunstleder. Und gebraucht – vom Flohmarkt. Die Jacke hat 15,-- Euro gekostet, die Hose und die Stiefel gab’s geschenkt dabei, weil die Hose schon ein paar ganz kleine Kratzer abbekommen hat. Fällt aber garnicht weiter auf.“

„So“, ich muss wieder rüber, sagte Sylvia. „Die Latzhosen liegen alle hier auf dem Krabbeltisch, wenn Du alle nimmst, mach ich Dir ‘nen Sonderpreis: 3,-- Euro pro Kilo, statt normalerweise 8,50 Euro. Die an der Kasse wissen Bescheid! Aber nur weil Du das bist. Müssten so knapp 40 Stück sein in allen verschiedenen Größen, so wie Du sie haben wolltest.“

„Ok, mach ich. Ich nehm‘ die auf jeden Fall alle – schau aber vorher einmal kurz durch. Und vielen, vielen Dank fürs Sammeln, die Kinder dort werden sich bestimmt riesig darüber freuen. Möchtest Du mit gucken?“ fragte sie mich.

Ich sagte „Ja, gerne! Deshalb war ich eigentlich auch heute nochmal gekommen. Sylvia hatte mir ja davon erzählt, ich hätte gerne am Samstag schon mal geguckt, aber da war der Shop schon zu. Wie kommt es, dass Du ausgerechnet Latzhosen für die Kinder kaufst?“

„Erstens kosten sie nur 3,-- Euro das Kilo, und zweitens, ach, das ist eine ganz, ganz lange Geschichte.“

„Erzählst Du Sie mir?“ fragte ich neugierig. „Dabei können wir ja gemeinsam durch die Sachen schauen.“

„Gerne! Schuld daran ist eigentlich meine Tochter. Als sie vor ein paar Jahren so etwa in Deinem Alter war, hatte sie zu der Zeit wo Latzhosen total in Mode waren, natürlich auch eine, die sie gerne angezogen hat. Als sie ihr allerdings nach einiger Zeit zu klein war, forderte ich sie auf, die Latzhose für die Altkleidersammlung fertig zu machen – die Taschen noch mal nachzusehen und sie mir dann mit auf den großen Packen mit den anderen Sachen zu legen, die auch noch alle weg sollten.“

„Warum denn Altkleidersammlung?“, wollte ich wissen.

„Wir wohnen schon seit mehr als 20 Jahren hier und haben keinen Kontakt mehr zur Ukraine. Verwandte leben dort auch keine mehr, und ich hatte auch sonst niemanden mehr im Bekanntenkreis, der die Kinderkleidung meiner Tochter haben wollte. Ich packte also alles in den Sack, knotete ihn zu und warf den dann in den großen Altkleider-Container am Marktplatz. Immerhin stand darauf: Tragfähige Kleidung wird aussortiert – ich machte mir also Hoffnungen, dass die Sachen vielleicht doch nochmal sinnvoll genutzt würden.

Ein paar Monate später kam ein Brief aus der Ukraine von einer gewissen Alexandra – die ich nicht kannte – der an meine Tochter adressiert war. Ich machte ihn natürlich nicht auf sondern wartete, bis meine Tochter aus der Schule kam. Du hast Post – sagte ich zu ihr. Von wem? Von einer gewissen Alexandra, aus der Ukraine, sagte ich. Kenn ich nicht! Ich auch nicht. Gib‘ mal her, sagte meine Tochter plötzlich und entriss mir den Brief aus der Hand.

Kurze Zeit später stand sie wieder mit zwei Bildern in der Hand vor mir und meinte, kannste mal übersetzen! Ich las meiner Tochter also den Brief vor:

Hallo Jewgenija (so heißt meine Tochter)

Du wirst mich nicht kennen – aber Du hast ja gebeten, dass derjenige, der Deine Latzhose findet, Dir schreiben soll. Ich lebe seit ein paar Jahren zusammen mit 35 anderen Mädchen in meinem Alter in einem Kinderheim in der Ukraine in einem Vorort von Kiev. Heute gab es für uns neue Kleidung. Wir mussten alle in einer langen Schlange warten und unsere Erzieherinnen gaben uns jeweils eine Hose und einen warmen Pullover. Ich hätte eigentlich auch lieber so eine modische Schlaghose und ein Markensweatshirt bekommen wie die anderen Mädchen – aber mir hat man eine Latzhose und einen alten, kratzigen Baumwollpulli in die Hand gedruckt.

Doch als ich auf meinem Zimmer war und zuerst die Taschen an der Hose kontrolliert hatte, fand ich Deinen Brief – zusammen mit den zwei Euro, die Du gut in der Brusttasche versteckt hattest. Wir bekommen umgerechnet nur 50 Cent Taschengeld pro Woche – da kannst Du dir vorstellen, wir sehr ich mich darüber gefreut habe. Die Latzhose war also mein Glücksbringer – und auf einmal war es garnicht mehr so schlimm, dass ich sie bekommen hatte.

Meine Freundinnen finden die Latzhose übrigens auch total klasse – am liebsten hätte jede von ihnen eine.

In meiner Freizeit war ich beim Fotografen in der Stadt und habe zwei Bilder von mir machen lassen – damit Du siehst, wie gut mir die Latzhose steht. Nur der Pulli sieht mehr nicht ganz so dolle aus, vielleicht gibts beim nächsten Verteilen in einem halben Jahr einen schöneren. So lange muss der nämlich halten, wir haben wir nicht viel – jedes Mädchen hat nur zwei Hosen und zwei Pulls. Eine dünne Jacke für den Sommer und einen dicken Winteranorak müssen wir solange anziehen, wie uns die Sachen passen. Und wenn was kaputt geht, wirds geflickt.“

Manchmal ist echt nur Müll dabei, wir fragen uns, wo die Sachen wohl herkommen. Ein Mädchen hat mal gemunkelt, aus der Altkleidersammlung – aber das jemand eine so gut erhaltene Latzhose in die Altkleidersammlung gibt, kann ich mir auch nicht vorstellen.

Vielleicht bekommst Du ja meinen Brief und die beiden Fotos, und freust Dich, dass Deine Hose nochmal in gute Hände gekommen ist.

Deine Alexandra

Meine Tochte war baff und fing an zu weinen – sie hatte einen Zettel mit ihrer Adresse und zwei Euro mit in die Latztasche getan, in der Hoffnung, jemand, der die Hose findet, wird sich bei ihr melden. Und so geschah es und es wurde der Beginn einer wunderbaren Brieffreundschaft. Und da ich noch gut russisch kann und wir schon lange nicht mehr in unserer alten Heimat waren, habe ich Kontakt zur Heimleitung aufgenommen und gefragt, ob wir sie mal besuchen dürfen. In den Weihnachtsferien fahren wir mit einem alten VW Bus dort hin – und jedes Mädchen soll eine schöne Latzhose und einen tollen Pulli geschenkt bekommen.

„Das ist ja ‘ne tolle Geschichte – und ihr fahrt da tatsächlich hin und bringt die Sachen persönlich vorbei? Das sind doch mehr als tausend Kilometer?“

„Ja“, sagte sie. „Viel weiter. Wir fahren nach Weihnachten los und sind zum Schulanfang wieder da!“

„Klasse!“ rief ich. „Auf so eine Reise würde ich auch gerne mal mitkommen...!“
Viele Grüße,
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Re: Eine Story
« Antwort #25 am: Januar 01, 2015, 02:09:18 Nachmittag »
mimdu - 03.05.2009 23:26

Anastasija lachte. "Das glaube ich. Aber du kannst leider noch nicht mit. Deine Eltern würdens nicht erlauben und ich möchte die Verantwortung nicht tragen. Es geht schließlich ins Ausland. Warte mal ein paar Jahre und dann kommst du mal mit, okay?" Ich war zwar enttäuscht, aber sie hatte recht. Dann fragte sie nach Mama, wo die denn ist. Ich mußte zugeben, daß ich allein war und Mama gar nicht wußte, wo ich bin. Sie erklärte mir ganz freundlich, daß es ganz wichtig ist, daß sie das weiß, weil ja was passieren kann. Ich verstand das. Sie sagte: "Dann muß ich jetzt wohl auf dich aufpassen." - "Aber verrat bitte nicht, daß ich hier war, ja?" Anastasia lachte: "Keine Sorge! Magst du mir beim Durchsehen der Latzhosen helfen?" Klar. Wir schauten die Latzhosen durch. Es gab braune, schwarze, blaue und rote in verschiedenen Größen. Ich glaub, im meiner Größe war keine dabei, aber wenn's nicht ne ganz besondere gewesen wär, hätt ich sie trotzdem Anastasija überlassen.

Als wir fertig waren half sie mir noch mit meiner Suche. Arbeitslatzhosen gab es welche, aber entweder falsche größe oder bah! Schade. Eine Latzhose aus Leder für meine Schwester fand ich auch nicht, doch da plötzlich fand ich ne Jacke, die sie gern gehabt hätte und nicht mehr kaufen konnte, weil die Mode vorbei war. Die Größe stimmte... Hurra! Ich hatte was für meine Schwester gefunden. Wir wollten grad zur Kasse gehen, da fiel mein Blick auf einen Latzrock aus Jeans, der da hing. Hey!!! Schick! Gleich mal schauen. Oh, der hatte auch genau die Größe von meiner Schwester. Sollte ich auch noch... klar! Hoffentlich reicht das Geld. Es reichte! Supi! ZWEI Geschenke für meine Schwester. Die wird sich freuen.

Plötzlich fiel mir ein: Wie komm ich mit dem Zeugs ins Haus ohne daß jemand das sieht? Anastasija schlug vor: "Wie wärs, wenn ich die Sachen mitnehm und du in den nächsten Tagen kommst, es bei mir einpackst und mitnimmst? Kann sie auch gern waschen für dich!" Oh ja! Dann lern ich auch gleich Jewgenija kennen. Außerdem ist es nur um die Ecke. Prima Idee!!!

Anastasija bestand darauf, mich nach Haus mitzunehmen. Sie wollte dann aber noch los und Stofftiere fürs Kinderheim besorgen. Zuhaus berichtete ich meiner Schwester vom Mißerfolg aber verriet nicht, was ich sonst gekauft hab.

Abends im Bett dachte ich über Anastasija und Jewgenia nach. Daß Jewgenia kein Ukrainisch kann... Özlem, meine Mitschülerin in der Klasse konnte beides richtig gut: Deutsch und Türkisch. Sie ist sowieso total nett. Sie hatte mich nicht ausgelacht, als ich das erste Mal mit der Kunstlederlatzhose in Schule war, sondern mir gesagt, wie sie meinen Mut bewundert. Und das auslachen... sie kennt das und ich soll mich nicht kleinkriegen lassen. Warum hab ich mich mit ihr eigentlich noch nicht angefreundet? Sollte ich mal machen unbedingt! Aber wenn ich sie besuch, zieh ich wohl besser die andere Latzhose an oder was ganz anderes. Sie hatte mir ja erklärt, warums für sie völlig unmöglich wäre das anzuziehen. Und bei ihrer Familie möchte ich ja auch keinen schlechten Einduck machen.... Ja, und Jewgenia kennenlernen...! Ich muß ja die Sachen holen! Super, da freu ich mich riesig drauf! Ach, ich lieb das, neue Freundinnen kennenzulernen....
Viele Grüße,
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Re: Eine Story
« Antwort #26 am: Januar 01, 2015, 02:10:22 Nachmittag »
Latz-Rocky - 26.05.2009 22:30

Und weiter gehts

@Mimdu: Ich hoffe, ich war nicht zu schnell und bin nicht zu sehr off topic geworden...  Viel Spaß


Die Tage bis Weihnachten vergingen wie im Fluge. Mit Maurice traf ich nun regelmässig ein, zweimal pro Woche. Wir machten nicht nur die Hausaufgaben zusammen, sondern hörten Musik und quatschten über Gott und die Welt. Das Wetter war kalt und regnerisch, so dass ich meistens meine Thermo-Jeans und den alten, roten Anorak mit Kapuze, den ich von meiner Schwester geerbt hatte anzog. Alternativ dazu halt meine braune Kunstleder-Latzhose und den dazu passenden Anorak vom Flohmarkt. Maurice möchte beides leiden, so hatte ich jedenfalls den Eindruck.

Heiligabend waren meine Großeltern zu Besuch und ich bekam von Oma eine nagelneue Jeans-Latzhose geschenkt. „Dann kannst Du ja das olle Kunstleder-Teil endlich entsorgen...“ meinte sie. „Kommt garnicht in Frage“, sagte ich und probierte die neue Hose direkt an. Sie war genau die gleiche Jeans, wie ich seinerzeit von Mark geschenkt bekommen hatte – nur viel größer. Sie passte gut, ich musste sie einmal umkrempeln, dann war sie auch von der Länge her ok. Mit etwas Glück wird sie sicherlich ein, zwei Jahre lang passen.

Auch meine Schwester hatte sich über ihre Geschenke von mir gefreut. Beides passte und gefiel ihr gut. Für Papa hatten wir übrigens noch im Baumarkt ‘ne knallrote Arbeitslatzhose gefunden. Er nahm’s mit Humor und versprach, sie tatsächlich das nächste Mal zum Basteln und Arbeiten anzuziehen.

Inzwischen war es Frühling geworden und die Tage wurden wieder länger und wärmer. Oma’s neue Latzjeans hatte ich nun regelmässig zur Schule und in der Freizeit an. Ich war wieder etwas gewachsen, so dass ich meine Latzhosen nun nicht mehr umkrempeln brauchte und hatte auch etwas zugenommen. Der Arzt meinte neulich bei ‘ner Routineuntersuchung, ich hätte jetzt fast meine Körpergröße erreicht, viel mehr würde ich wohl nicht mehr wachsen. Das beruhigte mich jedenfalls ein wenig, und ich hoffte, dass mir meine Kunstleder-Latzhose auch im Herbst-/Winter noch passen würde. Ich müsste nur ein wenig auf mein Gewicht achten, aber das fiel mir sowieso nicht sonderlich schwer.

Eines Nachmittags Ich war mal wieder bei meiner besten Freundin Frauke. Und als meine Blicke so durch ihr Zimmer schweiften entdeckte ich auf ihrem Hocker liegen etwas, was mich irrsinnig neugierig machte. „Wo hast Du die denn her? Die sieht ja wahnsinnig schaf aus?“ fragte ich neugierig. „Meinst Du die kurze Lederhose da? Die ist noch von meinem größeren Brüder – Mama meinte, ich solle sie mal anprobieren, aber sie passt mir nicht. Die nimm ich gleich mit runter und werf sie mit in die Mülltonne, wenn Du gehst!“

Ich schaute Frauke etwas traurig und verlegen an: „Das machst Du doch nicht wirklich, oder?“ „Eigentlich schon!“ sagte Frauke. „Ist mir viel zu klein und bevor ich von Mama Ärger bekomme, weil das Teil hier immer noch rumliegt...“ Mir tat’s in der Seele weh, was Frauke da vor hatte. Ein wenig peinlich war’s mir zwar schon, aber ich fasste meinen Mut zusammen und fragte „Darf ich die denn vorher mal anprobieren?“

Frauke guckte ganz erstaunt und meinte „Hmmm – Dir könnte sie ja vielleicht noch passen. Probier‘ sie ruhig mal an – Du trägst ja so’n exostisches Zeugs. Für mich wär‘ das nix, selbst wenn sie mir noch gepasst hätte.“ Ruck zuck hatte ich die Schnallen von meiner neuen Latzjeans, die ich von Oma zu Weihnachten bekommen hatte geöffnet und meine Hose ausgezogen. Darunter hatte ich ein knalltotes, ärmelloses Muskelshirt an, welches mir gerade eben bis zum Bauchnabel reichte - was aber in Zusammenhang mit der Latzjeans nicht auffiel.

Ich griff nach der Lederhose und begutachtete sie zunächst von vorne und hinten. Es war eine schlichte, graue Rauhlederhose mit Reißverschlüssen, Gürtel, und Knöpfen für Hosenträger. Mit der Zeit war sie etwas schmuddelig geworden war, sah aber dennoch ganz akzeptabel aus. Dann machte ich die beiden Reissverschüsse und den Knopf, der darunter zum Vorschein kam, auf. Irgendwie war ich total aufgeregt, so wie letztes Jahr im Herbst auf dem Flohmarkt, wo ich die Kunstleder-Latzhose anprobiert hatte, die Mama mir ja zum Glück auch gekauft hat.

Ich schlüpfte also in die kurze, graue Lederhose und zog sie langsam bis zum Po hoch. Au weia, die ist aber wirklich schon schön knackig eng. Mit etwas Baucheinziehen ging auch der Knopf noch zu und ich zog die beiden Reißverschlüsse und den Gürtel zu. Wow – was für ein Gefühl! Total klasse!

Frauke kramte in Ihrem Papierkorb und drückte mir was in die Hand. „Was hast’e denn da noch?“ „Ach, das sind die passenden Hosenträger dazu! Die hatte ich abgemacht, weil die mir nicht passten und schon in den Papierkorb getan. Die musst Du dann aber auch probieren – wenn schon, denn schon!“

Gesagt getan, Frauke machte mir die Hosenträger, die auch aus Leder waren und einen Brustlatz mit einem weißen, röhrenden Plastikhirschen hatten, an den dafür passende Knöpfen der Hose fest. „Auf dem Rücken mach ich Dir die über Kreuz - das gehört so!“ sagte sie. Dann musterte sie mich von oben bis unten. „Die Trägerchen müssen aber noch was lockerer!“ meinte sie und machte sie in die längste Stufe. „Sieht irgendwie komisch aus – Dein rotes Bauchfrei-Shirt und die olle Lederhose! Aber irgendwie witzig – so total anders, als ich sie bei meinem Bruder gesehen habe. Naja, ist auch schon was her, dass er sie zuletzt getragen hat.“

Plötzlich stand Fraukes Mama in der Zimmertür und kriegte sich kaum ein vor Lachen: „Sag mal, was geht denn hier ab? Sandra, wie siehst Du denn aus? Neee, das geht ja garnicht! Die ist Dir doch auch viel zu eng!“ Ich zwickte hier etwas an der Hose und dort noch ein wenig und meinte ganz trocken: „Wieso? Passt doch! Darf ich die haben?“ „Naja!“ sagte ihre Mama. „Von mir aus nimm sie mit und wenn Deine Ma Dich so rumlaufen lässt, soll’s mir Wurscht sein! So würde ich Dich jedenfalls nicht vor die Türe lassen! Wieder zurückgeben brauchst Du sie jedenfalls nicht – bei uns wäre sie ja eh gleich in der Tonne gelandet weil sie Frauke überhaupt nicht mehr passt...“
Viele Grüße,
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Re: Eine Story
« Antwort #27 am: Januar 01, 2015, 02:11:18 Nachmittag »
mimdu - 30.05.2009 00:38

Ich nahm die Hose mit nach Hause. Große Diskussion gab es nicht drum. Meine Schwester und ich hatten uns ja ausgesprochen und machten uns nun ein Spaß draus mit Klamottenanziehen.

Bald später hatte ich Geburtstag. Das war Freitag. Wollte natürlich was besonderes anziehen und überlegte. Hatte plötzlich ne Idee. Hatte das schon lange nicht mehr angehabt. Ich wühlte im Kleiderschrank und fands nicht. Wo hab ich das denn? Hoffentlich hatte Mama das nicht aussortiert. Ich bekam Angst. Oh nein... Doch, da! Da war sie. Meine geliebte Reißverschluß-Latzhose. Hatte sie extra etwas zurückgelegt für besondere Anlässe. Natürlich paßte sie noch prima. Mein rotes T-Shirt an, drüber die Latzhose, Reißverschluß zu und fertig! Ich sah mich im Spiegel: Schick! Echt super! Diese Hose ist irgendwie doch noch die beste. Zusammen mit der Kunstlederlatzhose und der neuen von Oma.

In Schule traf ich meine Lehrerin. Sie sagte: "Oh, du hast die Hose ja doch noch! Ich dachte schon, du hast sie längst weggeschmissen." Ich sagte: "Weggeschmissen? Die tolle Hose? Nein, die trag ich nur zu besonderen Anlässen." Sie lachte und gratulierte mir zum Geburtstag. Maurice freute sich auch, daß ich die Hose wiedermal trag. Er umarmte mich beim Gratulieren.... Oh, Maurice!!!

Nachmittags kamen alle meine Freunde: Frauke, die Tochter von meiner Lehrerin und noch einige andere. Özlem, mit der ich mich nun auch angefreundet hatte, hatte superleckeres türkisches Gebäck mitgebracht. Jewgenija war auch da. Sie sah irgendwie schick aus. Irgendwann flüsterte Mama zu mir: "Kuck mal die Hose von Jewgenija an." Ich kuckte genauer hin... Nein... das kann nicht sein.... Ich nahm Jewgenija beiseite: "Wo hast du denn die Hose her?" Sie strahlte: "Die hat Mama mitgebracht von Second Hand. Ich find die voll cool. Willst du sie mal anprobieren?" Ich lachte: "Nein, laß mal, ich hab die schon angehabt." Sie machte große Augen: "Wieso?" - "Na, Oma hat mir die Hose mal geschenkt und ich hab sie dann zur Altkleidersammlung gegeben. Hab gesehen aber, wie sie für den Laden aussortiert wurde." Jewgenija strahlte: "Die ist von dir? Hey, das ist ja super!" - Tja, wenn Oma wüßte, daß meine Freundin nun die rosarote Schlaghose trägt und liebt. Sollte ich ihr erzählen am Sonntag. Dann kommt sie wieder...

Dann kam mein Maurice. Meine Schwester, sie trug übrigens den Jeans-Latzrock von Weinachten, hatte ihm aufgemacht. Als er in den Raum kam, traf mich ein Blitz. Maurice trug eine superschicke neue Jeanslatzhose. "Hey, Maurice! Wie schick!" Er strahlte übers ganze Gesicht. Frauke kicherte: "Ein Latzhosenpärchen." Alle lachten.

Ach, mein Geburtstag war herrlich. Fands vor allem toll, daß sich alle so gut verstanden. War ein superschöner Tag...
Viele Grüße,
Latz-Rocky

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Re: Eine Story
« Antwort #28 am: Januar 01, 2015, 02:12:00 Nachmittag »
Latz-Rocky 13.06.2009 12:23

Und weiter gehts mal wieder!

Abends, als ich ins Bett gehen wollte, drückte Mama mir noch ein Geschenk in die Hand. "Ist von Oma und Opa, die sind ja leider in diesem Jahr zu Deinem Geburtstag in Urlaub!" Ich nahm das Päckchen, was weich, ca. 35cm x 25cm groß und 2cm dick und in lustigem Geschenkpapier eingepackt war und machte es auf. "Wow", sagte ich "die ist aber auch klasse! Danke Oma und Opa, die werde ich gleich morgen zur Schule anziehen!", sagte ich laut vor Freude, obwohl beide garnicht hier waren.

Das hatte mich wirklich überrascht - da hatte ich garnicht mit gerechnet, von den beiden nochmal 'ne Latzhose geschenkt zu bekommen, zumal ich Weihnachten erst die blaue bekommen hatte. Die hier war schwarz, ansonsten genauso wie die von Weihnachten. Da sagte Mama "Oma meinte, dann kannst Du ja jetzt endlich die braune mit abgeben, die sie nicht leiden kann!" "Das hätte sie wohl gerne, Mama Du hast doch wohl nicht...?" Ich riss meinen Schrank auf doch zum Glück lag meine geliebte Kunstleder-Latzhose noch da, wo ich sie zum Frühlingsanfang als es langsam wieder wärmer wurde, hingelegt hatte.

"Nein, Sandra das brauchst Du auch nicht. Von mir aus zieh das Ding solange an, wie Du magst. Aber wenn Du's Dir mit Oma nicht verscherzen möchtest, zieh wenn sie das nächste Mal kommt die blaue oder die schwarze an, und erwähne die Kunstleder-Latzhose am besten erst garnicht. Dann gibts auch keine überflüssigen Diskussionen."

So ging ich zu Bett und freute mich auf den nächsten Tag in der Schule. Ob Maurice wohl wieder seine Latzhose anziehen wird? Vor der ersten Stunde sah ich ihn dann: Er hatte eine rote Sweatjacke über seiner blauen Jeans an. Ich konnte nicht erkennen, ob es die Latzjeans von gestern war, oder seine Five-Pocket Jeans, die er sonst immer trug.

Ich jedenfalls wollte Maurice überraschen, und hatte meine neue, schwarze Latzjeans von Oma und Opa an, darunter ein uni-weißes T-Shirt und - weil ich nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen wollte - ausnahmsweise meinen neuen, roten Adidas Kapuzenpulli mit den legendären drei weißen Streifen am Ärmel darüber an, den ich von Mama und Papa gestern auch neu zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Mache ich ja sonst normalerweise garnicht, aber der Pulli mit Känguruh-Tasche passte beim besten Willen nicht drunter.

Zur großen Pause zog ich dann den neuen Kapuzenpulli aus, legte ihn unter den Tisch und lief zusammen mit Maurice, der seine Sweatjacke anbehalten hatte nach draußen. "Wow" sagte er, "hast Du die zum Geburtstag bekommen?" Ich sagte stolz "Ja, von Oma und Opa. Oma meint, sie könnte mich damit überreden, meine Kunstleder-Latzhose, die sie überhaupt nicht leiden mag, endlich zu entsorgen. Aber da hat sie sich geschnitten!" "Die hast Du immer noch? Die muss doch bald auseinander fallen, so oft wie Du sie im Winter angezogen hast? Und war die nicht schon gebraucht, als Du sie bekommen hast?"

"Ja," sagte ich. "Sie ist schon reichlich abgenutzt, aber ich hab' sie noch immer und ich freu mich jetzt schon auf den Herbst und Winter, wenn's wieder kälter wird und ich sie wieder anziehen kann. Hoffentlich passt sie dann noch!" Maurice hatte seine Sweatjacke immer noch zu und so fragte ich ihn neugierig "Und, hast Du heute zur Schule nochmal Deine tolle Latzjeans an? Und wo hast Du die überhaupt her?"

"Nee," sagte er "zur Schule ziehe ich sowas nicht an. Ist doch eher was für Mädchen. Die hab' ich übrigens auch von meiner Oma zu Weihnachten bekommen. Meine Oma kennt nämlich Deine Oma ganz gut vom Seniorennachmittag - und Deine Oma hat meiner von Dir erzählt, und dass Du von ihr 'ne Latzjeans zu Weihnachten bekommen würdest. Sie hat so davon geschwärmt, dass das auch bestimmt für Jungs ganz cool sei und somit hat sie wohl meine Oma überredet mir auch eine zu schenken. Ist sogar die gleiche, wie Du auch hast - ich glaub, die beiden waren zusammen im Jeansladen einkaufen. Ich mag die aber nicht an mir leiden - und Mama meinte gestern, entweder Du ziehst die an oder gehst nicht zu Sandras Geburtstag, da hab ich sie nach Weihnachten glaub ich zum ersten Mal wieder angezogen. Ist ja auch noch ein wenig groß, ich musste sie an den Beinen umkrempeln. Ich mag die halt nicht."

"Och Maurice," sagte ich traurig. "Die passt Dir doch prima und sieht total klasse an Dir aus! Mir und den anderen hat's gestern jedenfalls total gut gefallen. Ist doch mal was anderes! Zieh' sie doch mal wieder an, und bitte auch zur Schule! Wir sind doch das Latzhosen-Päärchen!" sagte ich ganz verliebt. "Versprochen, ja?"
Viele Grüße,
Latz-Rocky

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Re: Eine Story
« Antwort #29 am: Januar 01, 2015, 02:12:49 Nachmittag »
mimdu - 09.07.2009 20:56

...

Maurice überlegte. "Na ich weiß nicht.... ". Glaub er traut sich nicht. Schade. "Naja, ach ich mag dich auch so!" sagte ich ganz lieb zu ihm. Oh mein Maurice! Was bin ich verliebt! War noch genauso verliebt wie ganz am Anfang...

Später verabredeten wir uns für Kino. War ja Samstag und es gab ein neuen Film. Überlegte den ganzen Nachmittag, was ich anziehen soll am Abend. Entschied mich für meine geliebte Reißverschluß-Latzhose. Mama rief: "Was? In dem alten Ding willst du mit Maurice ausgehen? Du hast doch eine so schöne neue Hose bekommen." Ich war sauer. Immer diese Sprüche! "Aber Mama, Sonntag ist doch erst morgen!"

Maurice freute sich, als er mich sah und weil ich diese Latzhose wieder anhatte. Erzählte ihm von Mamas Spruch. Er war empört: "Wirf die bloß nicht weg! Ich find die irre cool!" - Ja? Glaub, ich wurde rot. "Keine Sorge. Ich find die nämlich auch ziemlich cool. Und sie ist super bequem."

Trug ein Pulli drunter. Meine Jacke nahm ich mit, weils später vielleicht nicht mehr warm ist. Maurice hatte gleich seine Jacke an. Vorm Kino kuckten mal wieder einige, was ich trag. Ja, kuckt nur - cool was? Hihi! In Kino zog Maurice seine Jacke aus. Hey, er trug ja seine Latzhose! Freute mich riesig. "Die steht dir wirklich total gut" flüsterte ich zu ihm. Nun wurde ER etwas rot. Ich strahlte. "Wirklich, Maurice!" Freute mich sowieso daß ich unterwegs war mit ihm - das ist immer schön! Schaute ihn glücklich an und setzte mich ganz dicht neben ihm... Der Film war super und ich habs genossen mit Maurice. Danach sind wir noch in Eisdiele gegangen. Ach war das herrlich!!!

...

Viele Grüße,
Latz-Rocky