Tja, das ist durchaus kniffelig mit der Definition über Klamotten. Hatte nicht Watzlawick mal geschrieben, man könne nicht nicht kommunizieren? Ich denke, dass das mit den Klamotten ähnlich ist: Man kann sich über seine Klamotten nicht nicht definieren. Das ginge vielleicht allenfalls, wenn man es offenssichtlich dem Zufall überließe, was man trägt, aber schon die Entscheidung für den Zufall wäre ein Statement, also Kommunikation und Definition, und so lange man selbst auswählt, kommuniziert man ganz sicher nicht nur damit, sondern ordnet sich sogar einer Gruppe zu, auch wenn man nicht will, oder die Gruppe selbst gar nicht kennt. Schlimmstenfalls landet man dann bei einer Art Nonkonformistenuniform: Mal wieder ein Einzelfall. Natürlich kann man die Granularität der Gruppen beliebig fein machen. Wird man aber jemals alleine eine Gruppe sein können, also am Ende doch individuell? Wenn man Industrieprodukte verwendet?
An alledem ist nichts verkehrt. Man kann nur nicht daraus ausbrechen, das muss man wissen. Zudem hat jede Wurst zwei Enden: Man kann auch ohne Latzhose auf ehrliche Weise sein Geld verdienen. Man könnte, wenn man so viel Pfusch gesehen hat, sogar denken, dass es mit der ehrlichen Arbeit der Latzhosenträger nicht gar so weit her sein könnte ... aber es bleibt doch ein Rest einer romantischen Vorstellung, jedenfalls genug um ein Image zu definieren, in dem die Latzhose eine zentrale Rolle spielt. Ich vermute, dass dabei hilft, die Klassiker zu zitieren, also retro zu sein. Modern ist immer ein wenig anrüchig, und weniger romantisch, weil ja früher sogar die Zukunft besser war.
Ich respektiere trotz allem die Entscheidung. Vielleicht entwickelt sich das ja. Ich denke aber, dass dazu noch was hinzugefügt werden muss, vielleicht irgend etwas emotionales oder ästhetisierendes, jedenfall etwas, das klar macht, dass Du nicht gezwungen wirst, Latzhosen zu tragen, also den Unterschied zwischen passivem und aktivem Latzhosentragen verdeutlicht. Also doch wieder Kommunikation ... es geht nicht ohne.