mimdu - 10.04.2009 10:10Also behielt ich die Kunstlederlatzhose an. Als Oma und Opa kamen und
mich sahen, warf Oma zu Mama einen vorwurfvollen Blick. Aber sie sagte
nichts. Die beiden freuten sich, uns wiederzusehen. Zu Kaffee und Tee
wurde unser Nußkuchen angeboten. Der sah super aus. Das fanden auch
Oma und Opa. Als wir schon alle saßen, fiel auf, daß wir Süßstoff
vergessen hatten. "Sandra, geh doch bitte mal schnell, das Süßstoff
holen.", bat mich Mama. Die Kleinste natürlich - wer sonst. So stand
ich auf und holte es.
Als ich wiederkam schaute mich Oma prüfend von oben nach unten an.
"Wie siehst du denn eigentlich aus? Kannst du nicht was vernünftiges
anziehen?" Ich schwieg, denn ich wußte nicht, was ich sagen sollte.
Oma wandte sich zu Mama: "Und ich war immer so froh, daß du deinen
Töchtern immer was hübsches angezogen hast. Nicht so wie deine Schwester,
die damals ihre Kleine in diese ekelhaften Hosen gesteckt hat aus ...
wie hieß das Zeug noch... na irgendsoein Kunstleder." Mama fragte:
"Ach, du meinst die roten und blauen und grünen Latzhosen
mit dem Reißverschluß vorne?" - "Ja, genau die. Die Kleine lief bald
jeden Tag in diesen ollen Dingern rum... Wie oft habe ich deiner
Schwester gesagt, sie soll diese Lappen bloß in den Müll stopfen und
der Kleinen was Vernünftiges anziehen! Es gibt so schöne Kinderkleidung!"
Mama antwortete: "Ich fand die Hosen zwar auch ziemlich häßlich, aber ich
habe ja gesehen, wie praktisch sie sind. Ihre Tochter konnte sich einsauen
ohne Ende. Ein Wisch und sauber. Ich hatte immer einen Riesen-Wäscheberg!"
Nun schaltete sich überraschend meine Schwester ein: "Und warum hast du
uns dann keine gekauft? Ich hätte die gern gehabt!" Oma fielen fast die Augen
aus dem Kopf: "Duuu?
" Meine Schwester wurde rot. Mama sagte verwundert:
"Aber Du hattest doch eine! Außerdem gab es die Hosen nicht mehr.
Keine Ahnung, wo deine Tante die herhatte." Bevor meine Schwester was
sagen konnte, sagte Oma wieder was: "Na zum Glück! Und was Sandra anbelangt,
sie ist jetzt kein kleines Kind mehr und saut sich nicht mehr ein.
Also braucht sie auch nicht in Kunstlederhose rumlaufen."
Ich wechselte mit Mama Blicke... jaja, die Backaktion vom Morgen.
Mama antwortete: "Meine Kinder dürfen anziehen, was ihnen gefällt.
Sie sind alt genug." Ich war platt! Mama stellt sich hinter uns.
Oma gab zurück: "Aber wie sieht das denn aus? Die Hose ist ja
schon abgenutzt und sieht ziemlich schäbig aus! Heute ist schließlich
Sonntag! Und sonntags zieht man seine guten Sonntagskleider an!
Was sollen denn die Leute denken? Sandra bringt noch Schande über die ganze
Familie!" Mama sah mich mich vorwurfsvoll an, doch bevor sie was sagen konnte,
sprach Opa: "Ach, komm laß doch! Das ist heutzutage nicht mehr so
wie zu unserer Zeit. Man hat heute andere Statussymbole."
Oma antwortete scharf: "Es macht auch heute keinen guten Eindruck,
wenn die Kinder schäbig rumlaufen! Das fällt alles auf uns zurück!"
Opa antwortete ruhig: "Wir sind doch unter uns. Und ich besuche
lieber eine fröhliche Sandra und nicht eine Sandra, die sich unwohl fühlt,
weil sie Sachen tragen muß, die sie nicht mag." Oma war sauer und gab zurück:
"Sag du bloß, dir gefällt Sandras Aufzug!" Opa lächelte spitzbübisch und meine:
"Och, joaa, ich finde, die Hose steht ihr ganz gut." Oma war empört
und rang nach Worten, hielt dann aber inne und schüttelte dann nur
noch den Kopf. Ich glaub, Opa wollte das. Ich jubelte Opa innerlich zu.
Ich hätte ihn umarmen können, sah ihn aber nur an. Er zwinkerte zu mir
und meinte: "Euer Kuchen ist übrigens ganz ausgezeichnet! Probier den mal!"
Oma sagte gar nichts mehr sondern nahm einen Süßstoff. Damit war das Thema
Klamotten beendet und auf die rosa Schlaghose kamen wir auch nicht
mehr zu sprechen. Zum Glück!
Nach dem Abendbrot fuhren Oma und Opa wieder nach Hause und ich hatte
wieder Zeit, von meinem lieben Maurice zu träumen. Ach Maurice....
Was wird wohl morgen in der Schule sein... mein Bauch kribbelte ganz seltsam...
so aufgeregt war ich schon lange nicht mehr....
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hmmm... ist das realistisch? Ich hoff das. Und daß alles richtig ist.
War wieder ne Gemeinschaftsarbeit. Besonders bei was Oma und Opa denken und
was sie sagen kommt hauptsächlich von ner lieben Freundin. Lieben Dank Dir!
Hätt das nicht hingekriegt so allein.