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"...das perfekte Kleidungsstück für den Mann!"

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Latzologe:
Unsere viel geliebte Latzhose hat es nun sogar ins Magazin der Wochenzeitung DIE ZEIT geschafft (ZEIT-Magazin Nr. 8 vom 15. Februar 2024, Seite 38f):

"Die Latzhose ist im Grunde das perfekte Kleidungsstück für den Mann. Der nämlich lebt in modisch ungünstigen Zeiten. Die Art, wie Männer sich in Europa kleiden, ist undankbar. Denn sie tragen meist ein Hemd und eine Hose. Und die beiden Kleidungsstücke werden von der Gürtellinie getrennt, sie ist sozusagen der Äquator des männlichen Körpers. Im Idealfall kreuzt sie einen flachen, muskulösen Bauch. Leider besteht das Leben nicht aus Idealfällen, was in Bezug auf den männlichen Bauch bedeutet, dass er sich unter Umständen bald über die Gürtellinie wölbt und die ganze Erscheinung etwas Wurstpelliges bekommt. Eigentlich bedürfte der Mann spätestens ab dem 40. Lebensjahr eines Kleidungsstücks, das seinen hervortretenden Bauch gütlich umfängt.

Früher, als Männer noch Joppen und Wämser und Fracks trugen, gab es Möglichkeiten, die wachsende Leibesfülle mit geeigneten Stoffen zu ummanteln. Spätestens seit Jeans die meistgetragenen Hosen sind, werden unvorteilhafte Bäuche gnadenlos ausgestellt. Dabei gibt es natürlich Hosen, die abhelfen können. Die Latzhose etwa.

Die Latzhose hat keinen Hosenbund, der quetschen kann, sondern wird durch Hosenträger gehalten, die mit Knöpfen in Brusthöhe am Hosenlatz befestigt werden. Gern werden Latzhosen von schwangeren Frauen getragen, die ja ebenfalls vor der Aufgabe stehen, einen wachsenden Bauch angemessen zu kleiden. Auch in der alternativen Bewegung der Siebzigerjahre hatte die Latzhose ihren Platz. Emanzipierte Frauen entdeckten diese für sich, wohl auch, weil sie sich mit dem Kleidungsstück männlichen Blicken entziehen konnten.

Unter Männern hingegen, der Zielgruppe, die eine solche Hose am meisten gebrauchen könnte, hat es die Latzhose schwer. In den Neunzigerjahren waren Jeanshosen mit Latz in der Hip-Hop-Szene kurzzeitig verbreitet, man trug sie neckisch mit einem hängenden Träger. Ansonsten waren sie eher etwas für Individualisten und Sonderlinge, man denke an Peter Lustig aus der Kindersendung Löwenzahn. Die Latzhose war eine Arbeitshose, mit der man vielleicht im Garten unterwegs ist, aber nicht unter Leute geht. Standard ist sie bei Handwerkern. Denn so eine Arbeitslatzhose ist nicht nur schmutzbeständig, sie hat auch viele Taschen. Doch sobald Feierabend ist, steigt der Mann aus seiner Latzhose heraus, so gut sie ihm auch steht.

Und so sind es wieder einmal die Frauen, die einem Teil traditioneller Männerkleidung zu neuer Aufmerksamkeit verhelfen. Wir sehen Latzhosen bei Isabel Marant, bei Hermès und bei Herno. Hoffentlich noch so lange, bis auch Männer wieder ganztags Latzhose tragen. Sie könnten sich ein Beispiel nehmen an Super Mario aus dem gleichnamigen Computerspiel. Der wurde mit seiner Latzhose zum Weltstar."

                                                                                                                                          Tillmann Prüfer

Meinereiner:
Sehr gut beobachtet. :0)

espresso:
Hübscher Text. Freut mich dass es außer uns "Latzhosen-Freaks" noch weitere Befürworter von Latzhosen als verbreitetes Kleidungsstück gibt. Wäre nicht nur schön mehrere Leute in Latzhosen zu sehen, sondern es gäbe sicher auch mehr Auswahl in normalen Kleidungsgeschäften und nicht nur online.

Welche Zuschauerpost die Redaktion wohl erreicht hat?

bib-oldie:
Bravissimo!
Ein wirklich gelungenes Plädoyer für unser Lieblingsteil, und das noch auf so seriösen Seiten.
Man sollte den Text an alle Klamottenhersteller schicken verbunden mit einer Petition von allen Latzhosen-Freaks des Landes. Anfang der Neunziger hingen die Geschäfte kurzzeitig voll mit Latzhosen in diversen Stoffen, nicht nur in den Jeansläden, sondern auch bei gehobenen Herren-Ausstattern. Das waren noch Zeiten! Leider waren sie allzu schnell vorbei. 
Nach meiner vagen Einschätzung war die Männerwelt auf dieses neue Freizeit-Outfit medial nicht genügend vorbereitet, so dass das plötzliche Modeangebot kaufmännisch "in die Hose" ging, noch ehe es sich etablieren konnte. Sowas wie Trendsetter, Influenzer, Foren, Blogs und alle anderen Sozial-Media-Kanäle gab es leider noch nicht.

Meinereiner:
Dann sollten wir mal ordentlich Leserpost an Die Zeit schreiben! Hier in unserer Nische, sind wir nahezu unsichtbar und nicht gerade ein wirkungsvoller Ersatz für die mangelnde Zahl ernstzunehmender männlicher Influenzer. Die paar, die es gibt, scheinen mehrheitlich überkommene Alphamännchen-Ideale zu verbreiten, und in Latzhosen traut sich von denen sicher niemand vor die Tür. Eben Alpha-Waschlappen und Maulhelden. Mit denen ist uns nicht geholfen.  :-\

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