Pimp my Bib

[Meinereiner]

Moin,

wenn man mal querliest, speziell das "Shopping Mall" Unterforum, dann scheint es, dass viele fieberhaft auf das Erscheinen von neuen Latzhosen am Markt warten, und hoffen, dass diese ihnen dann gefallen und passen, überhaupt hierzulande bestellbar sind, und möglichst auch noch bezahlbar.

Bei so einer strukturellen Mangelsituation entsteht doch normalerweise auch eine DIY- und Modding-Szene. Gibt es die auch bei den Latzhosenfreunden?

Latzhosen sind ja an sich ein sehr konventionelles Produkt, bestehend aus Material und hergestellt in Techniken, die seit Jahrhunderten nicht nur im Handwerk sondern auch in den priv. Haushalten bekannt sind: Stoff, Garn, Knöpfe, und das alles dann zusammengenäht.

Macht da auch jemand was selber? Man muss ja nicht gleich seine Latzhose komplett selber nähen, aber man könnte sie anpassen, reparieren, modifizieren oder individualisieren. Das wäre der kreative Gegenentwurf zur reinen Konsumhaltung, aber das ist naturlich auch der Stoff, aus dem Trends entstehen.

Mich würde mal interessieren, ob sowas läuft.

Beste Grüße.

[fkv]

Es gibt immer noch Frauen, die ihre Freunde (bzw. deren Babies) mit selbstgestrickter Kleidung beschenken. Die müssen sich dann glaubwürdig bedanken und lächeln, werfen es aber am selben Tag weg, denn anziehen will das kratzige Zeug keiner.

Jeansstoff ist dick und hart. Man braucht schon eine SEHR gute, teure und große Nähmaschine um damit klarzukommen. Und passen soll es auch noch. Dafür gibt es Schnittmuster, aber ob das dann passt, ist genauso ein Glücksspiel wie bei der Bestellung einer fertigen Hose. Größere Mengen an Ausschussware sind vorprogrammiert...

Leichter geht das Kürzen gekaufter Kleidung. Aber jeder Änderungsschneider macht das für ein paar Euro, und die Qualität ist auch da besser als im Eigenbau.

Die meisten Leute schneiden sich nicht mal selber die Haare, obwohl jeder einen Spiegel und eine Schere hat, und das sollte theoretisch reichen um es genauso gut hinzukriegen wie ein Frisör.

[Meinereiner]

Wieso fallen mir gerade die Corona-Frisuren ein, die ich vor einigen Wochen bei meinen Bekannten gesehen habe? Vielleicht ist es doch besser, wenn die Leute sich nicht selber frisieren.  ;0)

Was das Selbermachen von Klamotten angeht: Da hängt es sicher von den Fähigkeiten ab, und vielleicht dem Übungsstand. Ich kenne Leute, denen ich das zutrauen würde, und 'n Bisschen Verschnitt hat man eben immer ...

Aber kleinere Mods? Warum nicht? Hat man dann doch Bedenken, dass man nicht so aussieht wie alle anderen? Und das in 'ner Latzhose? ;0)

Beste Grüße!

[newmember]

Ich glaube, dass selbst Schneidern für viele Menschen in Zeiten von Billig- und Einwegkleidung (Primark, Kik, ...) sich nicht lohnt und Schnittmuster sowie Kurzwaren nicht mehr in einem so breiten Umfeld angeboten werden. Klar: In Zeiten des Internets kann man sich Schnittmuster zwar auch zum Ausdrucken herunterladen oder aus aller Welt beziehehen, was die Suche ja schon mal um einiges Bequemer macht als vor vielen Jahrzehnten. Passende Stoffe zu finden erfordert auch etwas längere Sucherei in immer weniger werdenden Spezialgeschäften. Die Generation unserer Eltern und Großeltern, die sich noch mehr mit dem Thema auseinander gesetzt hat wird natürlich zurück gehen. Auch die Modeindustrie sorgt auch regelmäßig dafür, dass Trens immer schneller von anderen abgelöst werden.
Neben handwerklichem Geschick gehört auch die richtige Technischnische Ausstattung dazu. Mehere Lagen Denim zu Nähen schafft nicht jede Maschine und Nadel. Viele könnten gefrustet aufgeben.

[Meinereiner]

Beim Selbermachen geht es in den wenigsten Fällen ums Geld sparen, glaube ich. Erfahrungsgemäß ist der größte Antrieb, etwas haben zu wollen, das man so nicht direkt kaufen kann. Da gibt es z.B. Leute, die sehr viel Mühe in Phantasy-Figuren stecken, oder in Puppen. Das machen die auch nicht, um Geld zu sparen, oder?

Ich habe schon einiges selber gemacht, bislang allerdings wenig Textiles, sondern eher Dinge wie Tischlerei, Elektronik, und so weiter. Gelegentlich haben mich daher Leute nach Tipps gefragt, die glaubten, damit Geld sparen zu können, aber am Ende muss man all das Werkzeug und das bei erfolglosen Versuchen versemmelte Material mitrechnen, und die Zeit. Da lohnt es finanziell nur, wenn man es sehr oft macht, und damit das Equipment und das Lehrgeld auf viele Objekte verteilt wird.

Meiner Meinung nach kommt das Selbermachen nur in Frage, wenn man es besser kann, als was man kaufen kann, oder wenn das, was man macht, so nicht zu kaufen ist. Gerade bei Klamotten ist aber die Schwelle eher niedrig, habe ich festgestellt. Man lernt es recht schnell, meist hat man mehrere Versuche, und nachdem ich vor einiger Zeit - eigentlich für die Damen des Hauses - eine neue Nähmaschine gekauft habe (die auch wirklich was taugt und durch Jeans geht wie durch Butter), bin ich doch einigermaßen überrascht, dass der Invest bei sowas deutlich unter dem liegt, was man braucht, wenn man mal einen Schrank machen will.
Seit dem habe ich schon etliche Klamotten modifiziert, zum Teil nur gekürzt/verlängert, zum Teil auch erheblich. Ans komplette Selbernähen habe ich mich noch nicht getraut, aber man kann sich da ja ranarbeiten: Reparieren -> Modifizieren -> Selbstmachen.

Z.B. hat mich ein älterer Beitrag hier auf die Idee gebracht, mal bei einer Latzhose die Träger zu ändern. Ich fand auf den Bildern in diesem Post: https://www.latzforum.de/index.php?topic=556.msg5776#msg5776 die Lederträger ganz cool, würd's aber etwas anders machen wollen. Sowas wäre z.B ein Mod, den man recht einfach machen könnte: Es muss kaum genäht werden, und es ist mehr Handwerk als Schneiderei, wenn man dabei z.B. Köpfe annieten und Leder zurechtschneiden muss.

Daher meine anfängliche Frage, ob sowas in der Community üblich ist, und was es da für Erfahrungen gibt.