Ich entschloss mich unter den kurzen schwarzkarierten Shorts ( nicht Radler sondern normal weite Freizeit) eine blickdichte Herrenstrumpfhase zu tragen. Machen ja viele so zum Radfahren.
Die tragen normalerweise keine Strumpfhosen, sondern lange Radhosen (die kurze Hose drüber dann nur aus falscher Scham) oder Beinlinge. Beides ist noch blickdichter und fester als Polyamid-Strumpfhosen, aber für Außenstehende ist der Unterschied kaum zu erkennen. Genauso wie Leggings, Lauf- und Radhosen nur für Leute unterscheidbar sind, die sich damit beschäftigt haben. Ich war mal mit Leggings mit Steg unterwegs, und ein paar Migrantenbuben mit mittelalterlicher Geisteshaltung redeten was von Strumpfhosen und schimpften mir nach.
Plötzlich wurde es mir all wie peinlicher in meinem Outfit. Ich dacht huch ich als Mann laufe in Kurzen Hosen mit Strumpfhosen darunter rum wie es höchstens Frauen machen.
Es ist interessant sitzt man auf dem Fahrrad ist es ganz normal kaum ohne Fahrrad ist es irgend wie peinlich.
Ist doch das gleiche, im Schwimmbad fühlt man sich im Bade Slip sicher und wohl, verlässt man das Schwimmbad im Bade Slip fühlt man sich plötzlich peinlich und unsicher.
Wie mein eben genanntes Beispiel zeigt, ist das nicht nur ein Gefühl, sondern es gibt eine rationale Grundlage. Es ist zwar nicht unmittelbar rational begründet, dass Badehosen nur im Bad oder Strumpfhosen nur von Frauen getragen werden. Aber der Umstand, dass andere nicht rational denken, ergibt einen absolut rationalen Grund sich daran anzupassen. (Genauso wie der Job von Pokerprofis nur eine Anpassung an irrationales Verhalten anderer ist. Leider führt unsere Anpassung im Ggs. zum Pokern zu keinem Profit, sondern nur zum geringsten Nachteil.) Darum das peinliche Gefühl, das eigentlich kein Gefühl, sondern ein Bewusstsein ist. Die Unsicherheit kommt daher, dass man mangels Erfahrung nicht abschätzen kann, wie intolerant die Umgebung reagiert.
Jeder von uns hat mit manchen ungewöhnlichen Outfits schon diese Erfahrungen gesammelt und damit die Unsicherheit abgebaut. Normalerweise muss man sich erst mal selber an das Outfit gewöhnen, dann wird man abtasten, wie andere darauf reagieren. Also erst mal trägt man es daheim, dann auch draußen in der Nacht oder in verlassenen Gegenden, dann im Supermarkt, wo man noch einigermaßen anonym ist. Dann die Freunde, und erst zuletzt die Verwandten und Arbeitskollegen. Und letztlich gewöhnt man sich daran, dass die Umgebung sich daran gewöhnt hat.
Aber alles hat seine Grenzen, je nach Situation wird man mit manchen Outfits böse einfahren. Auch wenn KtV immer wieder schreibt, was er schon alles als Busfahrer getragen hat, und er auch schon Badeanzüge getragen hat und ein Forum dazu betreibt, wird er als Busfahrer nicht im Badeanzug erscheinen, denn damit wäre das Risiko, den Job zu verlieren, dann doch zu hoch. Latzi mit Strumpfhose geht offenbar grad noch, und das Gute dran ist, dass es ein eigener Stil ist, keine Stilmischung (Sakko und Sandalen), die noch mehr auffallen würde.